06.02.2015
In einer vergnüglichen “Two Men Show” bringen Leonard Scheicher und Felix Strobel den unvollendeten Thomas Mann Roman “Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull” auf die Bühne des Theaters O-TonArt in Schöneberg.
Die Geschichte um Felix Krull, der schon im Kindesalter sein Talent zu Schauspielerei, Betrug und Täuschung entdeckt, war ursprünglich auf sechs Buchabschnitte ausgelegt, von denen Mann jedoch nur drei beendete. Leonard Schleicher und Felix Strobel nutzen den Mann’schen Originaltext, gespickt mit einigen modernen Einwürfen und lassen die Figur Krulls gleich doppelt lebendig werden.
Ein Bühnenbild gibt es nicht. Ein Klavier dient gleichzeitig als Wand, Umkleide und – schlicht und einfach – als Instrument. Requisiten sind nur spärlich im Einsatz, werden aber meist zur Identifizierung der anderen am Geschehen beteiligten Personen eingesetzt.
Schleicher und Strobel spielen beide den Felix, sprechen die Anfangssätze des Romans absolut synchron und wechseln sich von dort an immer wieder ab. Dabei fallen sie auch schon einmal absichtlich aus der Rolle, geben der Handlung eine Metaebene auf der beide Krulls miteinander wetteifern, wer denn die Geschichte nun weitererzählen darf, während der andere in die Rolle des aktuellen Gegenspielers der Hauptfigur schlüpft.
Die beiden jungen Darsteller haben sich die Rosinen aus der Erzählung gepickt. Das Geigenkonzert des jungen Krull wird nicht erwähnt, sehr wohl aber seine vorgespielten Krankheiten. Der Freitod des bankrotten Schaumweinfabrikanten Krull Senior wird zu Anfang bereits erwähnt, als Krull den Priester besticht, damit dieser einem krichlichen Begräbnis zustimmt, taucht jedoch in der Musterungsszene mit dem Regimentsstabsarzt erneut auf.
Vieles wird abgekürzt, einiges übersprungen. Dabei bleibt der rote Faden jedoch stets erhalten. Strobel und Schleicher tauschen fleißig Mäntel, Jacken und Rollen, singen als Soundtrack zu Krulls Reise nach Paris “Sous le ciel de Paris” und begeistern mit Witz, Charme und jeder Menge verrückter Ideen.
Langweilig wird es nie, albern höchstens einmal in der Szene zwischen dem inzwischen als Liftboy “Armand” im Hotel arbeitenden Krull und der Schriftstellerin Madame Houpflé. Diese beginnt herrlich vielversprechend mit einem musikalischen Seitenhieb auf “Die fabelhafte Welt der Amélie”, schweift dann jedoch etwas ins Klamaukige ab.
Neben Houpflé gibt sich auch Lord Kilmarnock ein Stelldichein. Dessen Vorliebe für Felix nimmt im Stück etwas andere Formen an, als in Manns Roman, macht Krulls Ablehnen der fürstlichen Entlohnung, die ihm für den Job als Kammerdiener im Haus des schottischen Adligen angeboten wird, allerdings auch etwas glaubhafter.
Das Stück endet mit der Begegnung Krulls mit dem jungen Marquis de Venosta. Statt sich jedoch lediglich auf den Rollentausch mit diesem Einzulassen, greift Krull in der Interpretation Schleichers und Strobels zu drastischeren Mitteln um sich dessen Position, Namen und Identität für alle Ewigkeit zu sichern.
Strobel und Schleicher spielen mit Feuereifer ihren bunten, humoristischen und manchmal auch nachdenklichen Figurenreigen. Alles in allem garantiert “Felix Krull” eine gute Stunde vergnüglicher Unterhaltung.
Text: Julia Weber