16.02.2015
Am Samstag gab Michael Heller zum zweiten Mal sein “Formidable” Programm in Berlin zum Besten. Wer den Weg trotz des allgegenwärtigen Baustellenchaos in der Invalidenstraße zur Kunstfabrik Schlot fand, den erwartete ein kurzweiliger und charmanter Abend.
Michael Heller ist den meisten Berliner Musicalgängern noch als trotteliger Alfred aus “Tanz der Vampire” in Erinnerung und natürlich fehlen weder “Für Sarah” noch “Draußen ist Freiheit” im Repertoire. Neben Musicalsongs hat sich Heller für “Formidable” auch einige Chanson-Nummern ausgesucht. Der Großteil dieses Programmteils stammt von Bodo Wartke, den Heller schon zu Studienzeiten verehrte. Heller lebt die Lieder auf der Bühne und spielt bei “Hunde”, “Probleme, die ich früher noch nicht hatte” und “Ja Schatz” seine komödiantischen Fähigkeiten mit Begeisterung aus. Bei Letzterem kommt dann auch eine der vielen kleinen Requisiten zum Einsatz als Heller tanzend die im Lied besungene Axt schwingt.
Doch nicht bei jedem Song gibt es Requisiten. Nach “Für Sarah” gibt es daher die “kurze Einweisung in die Moves”, in der Heller pointiert die verschiedenen charakteristischen Bewegungen von Musicaldarstellern, Schlagersängern und Politikern vergleicht und schließlich eine politische Rede mit Schlager-Moves von “die kleine Sonne” bis “der Haken” untermalt. Heller gibt den Conférencier, führt locker und erfrischend unaufgesetzt durch das Programm. Da sieht man gern darüber hinweg, dass nicht jede Überleitung perfekt passt und die Deutsche Bahn-Anekdote ein bisschen zu lang ausgefallen ist.
Während Heller schauspielerisch besonders in den Chanson-Nummern zeigt, was er kann, wird die gesangliche Bandbreite und das Volumen seiner Stimme erst in den Musical-Nummern wirklich greifbar. Das laut Hellers Aussage “sauschwer” zu singende “Draußen” aus Der Glöckner von Notre Dame, “Proud of your Boy” aus Aladdin und das großartige “Ich hab nie Angst” aus Songs for a New World seien hier nur exemplarisch genannt. Heller bewegt sich scheinbar mühelos durch die Melodien, prescht hin und wieder mit vollem Volumen in eine Passage nur um im nächsten Moment wieder ins Piano zu fallen, ohne dass seine Stimme jemals wacklig oder unsicher klingt.
Mit Amélie Dobler hat Heller eine seiner ehemaligen Bühnenpartnerinnen aus “Tanz der Vampire” zu Gast. Spätestens mit “Let it Go” aus Frozen reißt sie das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin. Ihre Stimme harmoniert hervorragend mit der Hellers und so werden “Ich kenn dich” aus Elton Johns Aida und “Du Allein” aus der Starlight Express Ur-Fassung von 1989 zu einem echten Ohrenschmaus. Auch die Chemie zwischen den Beiden stimmt. Allgemein herrscht auf der Bühne das Feeling eines gemütlichen Zusammenseins unter Freunden, denn auch Pianist Fritz Wengler wird immer wieder in die Show einbezogen.
Alles in Allem bietet “Formidable – Vom Musical zum Chanson” gute Unterhaltung mit viel Humor und großen Stimmen. Die Mischung aus Musicalsongs und komödiantischen Ausflügen in die Chanson-Welt funktioniert. Am Ende wundert sich der ein oder andere Zuschauer beim Aufstehen dann auch laut, wie schnell doch mehr als zwei Stunden verflogen sind.
Text: Julia Weber