Humorvoll: “Alma und das Genie” im Zebrano Theater

Alma Mahler-Werfel war einst die größte Muse der deutsch-österreichischen Kunstlandschaft. Im jüngsten Projekt der Stammzellformation erzählen Tom van Hasselt und Nini Stadlmann ihre bewegte Geschichte und machen einmal mehr ein etwas sperriges Thema zu einem vergnüglichen Bühnenstück.

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Foto: Hendrik Weber, SZF

Schon in der Introduktion “Ich genieß Genies” wird klar: Alma Mahler-Werfel (Nini Stadlmann), deren Name einst in aller Munde war und heute beinahe vergessen ist, sammelte die Genies ihrer Zeit. In “Alma und das Genie” steht sie noch einmal auf der Bühne. Tom van Hasselt, der gleich in die Rollen aller ihrer Eroberungen schlüpft, hat sie eingeladen und obwohl alle Nase lang Gott – ihre letzte Eroberung – auf dem Handy anruft, ist Alma fest entschlossen sich an diesem Abend endlich ihr Denkmal zu setzen. Schließlich hat sie schon in jungen Jahren in ihr Tagebuch geschrieben: “Ich möchte eine große That tun.”

Alma wird als Tochter von Emil Jacob Schindler geboren und ist “Das schönste Mädchen von Wien”, von dem sich nicht nur Klimt inspirieren lässt.

Auch van Hasselt würde sich gerne von ihr inspirieren lassen, hofft insgeheim auf einen Kuss der großen Muse, über die er schon so viel gelesen hat. Doch Alma betitelt ihn lediglich abschätzig als “Aushilfspianist” und schickt Gott eine SMS: Keine Gefahr, keine Genies da.

Alexander Zemlinsky ist ihr erstes Opfer, doch als Gustav Mahler ihr einen Heiratsantrag macht, nimmt Alma an, denn “Alma Mahler klingt gut”. Dass er über jedes ihrer verstorbenen Kinder eines seiner Kindertotenlieder komponiert, geht iht allerdings auf die Nerven. “Ich hab ja nix gegen den Tod in der Kunst, aber ich hab was gegen den Tod in meinem Bett.” Hausfrau Alma singt das Rezept von Mahlers Lieblings-Suppe auf die Melodie des ihr gewidmeten Adagietto und beginnt während eines Kuraufenthaltes eine Affäre mit Walter Gropius.

Im Folgenden kriegen Freud, bei dem Mahler sich in Behandlung begibt, und dessen Theorie zur Hysterie der Frauen ihr Fett weg. Schließlich stirbt Mahler, hinterlässt seiner Frau eine unvollendete Sinfonie und – natürlich – seinen Namen, den sie aufs Beste nutzt, um die Reichen und Schönen um sich zu scharen (“Alma hat geladen”).

Während Alma von ihrer Liaison mit Biologe Paul berichtet zieht sie Parallelen zwischen ihren eigenen Methoden und denen der Gottesanbeterin und der Schwarzen Witwe. Der Reigen geht weiter. Während ihrer Beziehung mit Oscar Kokoschka, den sie zum Gemälde “Die Windsbraut” inspiriert, ehe sie ihn mit “Kämpf für mich” an die Front schickt, laufen diverse Affären – unter anderem auch jene mit Walter Gropius – immer noch nebenher.

Auf der Meta-Ebene bettelt derweil van Hasselt immer noch um den Musenkuss. Auf Almas Frage, warum er noch nicht bekannt sei, kommt die ehrliche Antwort. “Weil ich mich mit sperrigen Gegenständen beschäftige”. Almas simple Antwort: “Sie brauchen jemanden der sie verkauft.”

Alma heiratet Autor Franz Werfel und tut genau das, sie hilft ihm, berühmt zu werden, lenkt ihn, führt ihn – und beginnt nebenbei ein Techtelmechtel mit einem Priester, dessen Qualitäten sie in “Der heilige Johannes” besingt.

Am Ende bleibt noch die Frage nach den echten Beweggründen hinter Almas Verhalten. Van Hasselt stellt die große Muse als in der Kindheit Traumatisierte dar, die Zeitlebens nicht lernte, wirklich zu lieben, bis sie sich zu Tode soff.

Nini Stadlmann spielt ihte Rolle mit Elan, Sex-Appeal und gehörigem Wiener Schmäh. Van Hasselt springt zwischen den einzelnen Rollen hin und her, verstellt die Stimme und spielt nebenbei brav weiterhin den „Aushilfspianisten“. Das Duo schafft es spielerisch, ein Musical das völlig ohne Effekte, Bühnenbild oder Kostüm auskommt zu großartiger Unterhaltung zu machen.

Die Musik geht ins Ohr, auch wenn sie dort nicht lange bleibt. Herausragend sind jedoch die Texte, die – typisch für die Produktionen der “Stammzellformation” – vor Witz und Intelligenz strotzen.

Alles in allem bietet “Alma und das Genie” vergnügliche Unterhaltung auf hohem Niveau.

Text: Julia Weber

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