Energiegeladen und faszinierend: “Los Vivancos – AETERNUM” im Admiralspalast

Nach ihrer ersten Tour 2014 kehren “Los Vivancos” mit einer neuen Show zurück und bringen mit einer sensationellen Mischung aus Tanz, Show und Musik den Admiralspalast zum Beben.

LV

Foto: Los Vivancos

“Los Vivancos”, das sind die sieben Söhne von Musiker und Tänzer Pedro Vivancos, der seine Leidenschft an sie weitergab. Nach Einzelerfolgen in internationalen Ballett- und Tanzcorps stehen Aaron, Cristo, Elias, Israel, Josué, Josua und Judah seit 2006 gemeinsam auf der Bühne.

AETERNUM, so der Titel der neuen Show, steht metaphorisch für die durch die Kunst erlangte Unsterblichkeit. Immer wieder kommt es auf der Bühne zum Kampf zwischen Gut und Böse in immer neuen Konstellationen. Mal gewinnt die gute, mal die dunkle Seite. Eine klare Geschichte wird nicht erzählt, eher unterteilt sich die Darbietung in viele kleine in sich geschlossene Szenen (Regie: Daniele Finzi Pasca).

Da betritt beispielsweise Cristo im langen violetten Mantel die Bühne. Was als eher ruhige, unspektakuläre Choreographie beginnt, steigert sich zu einer anspruchsvollen Ballett- und Akrobatik-Nummer. Drei gehörnte Dämonen greifen den Jungen an, der am Ende der Szene selbst zum Dämon wird.

In einer anderen Szene kommt es zum klassischen Steppanz-Krieg zwischen Gut und Böse, ein faszinierender Pas de Deux von Josué und Judah. Die extravaganten Kostüme (Rafael Solis) zwischen historischer Mode und Moderne unterstreichen die mystische Ebene dieser Geschichten.

Immer wieder werden auf geschickte Weise Lichteffekte eingesetzt. Da tauchen Trommel spielende Wesen mit rot glühenden Augen auf, die an die Jawas aus Star Wars erinnern. In einer Flamenco-Nummer kommen an Castagnetten gekoppelte LEDs an den Kostümen der Tänzer zum Einsatz.

Die tänzerische Leistung aller sieben Tänzer ist herausragend. Die Bandbreite der Choreographien reicht von up-tempo Stepptanznummern über Akrobatk-Einlagen und Anleihen bei verschiedenen Martial Arts Disziplinen bis hin zu Solos aus dem Jazz- und Modern-Bereich. Die Musik, die von den Budapester Sinfonikern eingespielt wurde, reicht von Flamencoklängen bis hin zu harten Rocksounds, die sich wie Puzzleteile ineinander fügen.

Doch “Los Vivancos” tanzen nicht nur. Beinahe alle Tänzer wurden auch an einem oder mehreren Instrumenten ausgebildet. So steht Aaron zunächst als Solo-Violinist auf der Bühne, ehe er in einer ausgefeilten Choreographie beweist, dass er absolute Körperbeherrschung besitzt. Das Trio betritt in an Insekten erinnernden Harnischen die Bühne und bringt den Hummelflug mit Cajon, Flöte und E-Cello zu Gehör.

Bei den folgenden Solos hält der Zuschauer unweigerlich die Luft an, wenn Cajonspieler Josua sein Instrument zum Tanzboden umfunktioniert und Cellist Elias zwischen zwei auf der Bühne stehenden Gerüsten im Spagat schwebend sein Instrument bedient. Besonderer Respekt gebührt auch Flötist Israel, der gleichzeitig steppt und Querflöte spielt, wobei sich die Melodie durch drei Oktaven bewegt. Wie es ihm trotz der Anstrengung, die für das Tanzen vonnöten ist, noch gelingt den Atem so weit zu kontrollieren, dass in der gesamten Darbietung nur ein einziger Ton in die falsche Oktave rutscht, reißt das Publikum im Admiralspalast zu Begeisterungsstürmen hin.

Den Höhepunkt bildet eine Steppchoreohraphie mit verbundenen Augen bei der wirbelnde Holsstäbe zum Einsatz kommen. Am Ende der Show, die “Los Vivancos” mit einer “über Kopf” Steppnummer abschließen, die bei jeder anderen Truppe sicherlich das Herzstück der Performance gewesen wäre, hier jedoch als Zugabe fungiert, sitzt im gesamten Haus niemand mehr, was angesichts dieser Mischung aus tänzerischer Perfektion und geballter Energie kein Wunder ist.

Text: Julia Weber

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