Musicaldarsteller Uwe Kröger und Pia Douwes feiern ihre fünfzigsten Geburtstage mit einer Konzertreise durch ganz Deutschland. Am Mittwoch gastierten sie in Berlin und bewiesen im ausverkauften Friedrichstadt-Palast komödiantisches Talent und Entertainment-Qualitäten.
Seit 25 Jahren stehen Pia Douwes und Uwe Kröger bereits gemeinsam auf der Bühne. Für beide waren die Besetzungen als „Tod“ und „Elisabeth“ im gleichnamigen Musical ein Sprungbrett. Die Rollen machten sie bekannt und prägen sie bis heute. Dass sich die zwei Darsteller schon viele Jahre kennen und gut befreundet sind, merkt man in jeder Minute, die sie gemeinsam auf der Bühne stehen. In einem humoristischen Vorspann wird der erste gemeinsame Fernsehauftritt der beiden gezeigt: 1993 im ORF Seniorenclub. „Da können wir bald wieder hin“, scherzt Douwes.
Doch vom Altenteil ist Pia Douwes in Wirklichkeit noch weit entfernt. Sie beherrscht die Bühne, wie eine der alten Opern-Diven, bleibt dabei jedoch immer authentisch und publikumsnah. Auch stimmlich behält sie stets hundertprozentige Kontrolle. Kein Ton wackelt, nicht einmal während der gewagten Tanzeinlage bei „All that Jazz“ (Chicago). Besonders gefühlvoll wird ihre Darbietung bei „Mir fehlen die Berge“ aus Next to Normal. Die Koloraturen am Ende des Titelsongs von Das Phantom der Oper und den Sprung am Ende ihres Paradestücks „Ich gehör nur mir“ aus Elisabeth singt sie mit einem Lächeln auf den Lippen. Douwes vermittelt den Eindruck als sei es ein Leichtes auch mit fünfzig noch zu singen und zu tanzen wie eine Mittzwanzigerin.
Anders Kröger: In Stücken wie „Der letzte Tanz“ (Elisabeth) und auch „Was hat sie nur an sich?“ (The Wild Party) bewegt er sich flüssig durch die Oktaven. Bei anderen Stücken jedoch – allen voran „Gethsemane“ aus Jesus Christ Superstar – scheint der Sänger unsicher, was allzu oft dazu führt, dass eine Passage geschrien statt gebeltet wird und Kröger immer wieder haarscharf am eigentlichen Zielton vorbeischrammt. Wer seine Mimik während der Stücke beobachtet, sieht vor allem eines: Anstrengung und Kampf. Anstrengung, die es eigentlich gar nicht braucht. Denn in Nummern wie „Ich bin was ich bin“ (La Cage aux Folles) und auch in den Duetten mit Douwes von „Liebe endet nie“ aus Der Besuch der Alten Dame bis zu „Wenn ich tanzen will“ aus Elisabeth ist Kröger stimmlich durchaus solide.
Auch wenn sie zwischen den Stücken erklären, dass sie vor allem die großen Emotionen im Musical lieben, haben beide Darsteller ein Talent zum Komischen. Douwes etwa nimmt sich mit ihrer umgedichteten Version von „Killer Queen“ (We Will Rock You) selbst aufs Korn. Kröger singt mit sich selbst als Edna aus Hairspray (eingeblendet auf der Videoleinwand) das Duett „Du Bist Zeitlos Für Mich“. Eines der absoluten Highlights des Abends stammt dann auch aus einem Komödien-Musical: Bei „Leb jetzt und intensiv“ sowie „Tango de Amor“ aus The Addams Family, das den ersten Teil der Show abschließt, spielen, singen und tanzen sich beide Darsteller mit Begeisterung die Seele aus dem Leib und ernten den verdienten brandenden Applaus.
Als Unterstützung haben sich Douwes und Kröger neben der routiniert spielenden Big Band um Herwig Gratzer vier Tänzer und Tänzerinnen sowie das Vokalensemble „gudrun“ gesucht. „gudrun“ haben neben der Chorpassagen auch die Aufgabem die Umziehpausen der beiden Darsteller zu überbrücken. Mithilfe von Autosamplern gibt die A-Capella Truppe unter anderem ein Udo Jürgens Medley zum Besten und animiert das Publikum zum Mitklatschen.
„Die größten Musical Hits aller Zeiten“ haben Pia Douwes und Uwe Kröger ihre Konzertreihe vollmundig genannt. Wirklich stimmen tut diese Bezeichnung nicht. Was an diesem Abend geboten wird ist eher ein buntes Potpourri aus Stücken, in denen die beiden Darsteller einmal zu sehen waren, oder die sie persönlich gern mögen, wobei das Hauptaugenmerk auf den jüngeren Produktionen wie Der Besuch der Alten Dame“, Rebecca, Next to Normal und The Addams Family liegt.
Eines ist jedoch sicher: Die Show macht Spaß. Douwes und Kröger sind exzellente Entertainer. Permanent wird das Publikum mit einbezogen („Die linke Seite ist so still, aber die krieg ich noch.“) und die Unterhaltung der beiden Darsteller auf der Bühne lässt mehr als einmal das Gefühl aufkommen, einem etwas seltsamen Ehepaar zu lauschen, das sich gerade im Wohnzimmer unterhält.
Wer ein Fan der beiden Darsteller ist, kann während des Konzertes ordentlich in Nostalgie schwelgen. Stimmlich ist Pia Douwes absolut überragend, was die Schwächen von Krögers Performance deutlicher hervortreten lässt, als man sie sonst wahrgenommen hätte. Trotzdem endet der Abend nach der Zugabe „Time of My Life“ (Dirty Dancing) mit Standing Ovations im Friedrichstadt-Palast, bevor das Publikum beschwingt den Heimweg antritt.
Text: Julia Weber
Kommentar stimmt in jeglicher Hinsicht 🙂