Hans Zimmer ist einer der bekanntesten Filmmusikkomponisten. Eine Auswahl seiner Werke – zusammen mit einigen Stücken seiner Kollegen – präsentierte das junge polnische Sinfonieorchester Sinfonia Iuventus unter der Leitung von Maciej Sztor zusammen mit dem Chor der Technischen Universität Warschau im Berliner Tempodrom.
Dass Filmmusik einen erheblichen Beitrag dazu leisten kann, ob sich ein Film ins Gedächtnis einbrennt oder gar zum Klassiker wird, ist spätestens bekannt, seit Ennio Morricone den Soundtrack zu “Spiel mir das Lied vom Tod” komponierte. Die Musik im Film wird oft nicht einmal bewusst vom Zuschauer wahr genommen, tranportiert jedoch unbewusst Emotionen. Die falsche Filmmusik kann einen Streifen ruinieren. Die richtige Filmmusik kann ihn unsterblich machen.
Hans Zimmers Herangehensweise beim Komponieren, seine Offenheit für Soundeffekte und Improvisation, macht die Adaption seiner Musik für ein großes Sinfonieorchester nicht einfach. Man hätte es sich natürlich leicht machen und nur die “easy listening” Stücke herauspicken können. Dass das nicht geschehen ist, ist Sinfonia Iuventus hoch anzurechnen.
Der Abend startet mit “Gladiator” zwar mit einem wohlbekannten Blockbuster, doch kommt hier zunächst Zimmers “anstrengende” Seite zu Gehör. Unendliche Repetitionen in den Streichern, treibende Rhtyhmen und atonale Einflüsse aus der neuen Musik untermalen eine Schlachtszene. Wer genau hinhört, kann hier auch den Vorboten der Filmmusik zu den “Fluch der Karibik” Filmen entdecken, ein Thema, dass Zimmers Schüler Klaus Badelt Jahre später leicht abgewandelt zum Hit “He’s a Pirate” machte. Auf einem riesigen Bildschirm hinter dem Orchester werden abwechselnd Filmszenen und einzelne Orchestermitglieder in Nahaufnahme gezeigt. Das ist besonders für jene Zuschauer angenehm, die im Parkett sitzen. Ab Reihe 10 sieht man nämlich vom Geschehen auf der Bühne so gut wie nichts mehr.
Trotz des mutigen Beginns, brandet am Ende dieses ersten Blocks der Applaus bereits durch die gesamte Halle. Anna Lasotas Interpretation von Lisa Gerrards “Now we are free” geht unter die Haut. Die Stimme der Sopranistin klingt auch in den Tiefen noch voll, während sie in den Höhen einen besonderen Glanz entfaltet.
Allgemein sind hier über dreißig hervorragende junge Musiker am Werk, denen man die Spielfreude und die Begeisterung für diese Art der Musik mit jedem Ton anmerkt. Es stellt sich die Frage ob bei dieser Orchesterstärke die Verstärkung über Mikrofone wirklich notwendig ist. Durch den mit der Anlage hinzugefügten Hall klingen die Geigen-Sektionen zum Teil etwas künstlich.
Probleme mit der Tonanlage hat auch Peter Illmann, der gemeinsam mit Magdalena Miśka-Jascowska durch den Abend führt. Braucht ein Filmmusikkonzert bei dem Programmhefte mit ausführlichen Erläuterungen frei verfügbar im Foyer ausliegen wirklich noch eine Moderation? So erfahren die Zuschauer in einem Deutsch-Englischen Mischmasch ein paar Dinge über Hans Zimmer und die Filme, die sie auch auf Wikipedia hätten nachlesen können.
Doch es geht um die Musik. Die Auswahl der Stücke wurde so getroffen, dass es mehrere thematische Blöcke gibt. Auf “Gladiator” folgt der Trip in die Zukunft mit “Inception”, “Batman – The Dark Knight” und “Da Vinci Code”. Auch hier wird deutlich, dass nicht die einfachsten Melodien die größte emotionale Tragweite haben. “Da Vinci Code” ist bei Weitem der eingängigste Soundtrack dieser drei – und zugleich der Schwächste.
Eine gute Idee ist es, den typischen Stil Zimmers einmal im direkten Vergleich zur Arbeit seiner Kollegen zu hören. So werden John Williams Bläser-lastiger Soundtrack zu “Der Patriot” und Trevor Jones und Howard Shores eher Themen-basierte Musik zu “Der letzte Mohikaner” und “Der Herr der Ringe” Hans Zimmers minimalistischer Arbeit gegenübergestellt.
Neben dem riesigen Bildschirm gibt es auch einige Lichteffekte, die die Musik untermalen. Während David Arnolds und John Barries “James Bond” Soundtracks gespielt werden, blitzen Stroboskope und wechselt die Farbe der Scheinwerfer, die den Zuschauerraum erhellen im Takt zur Musik.
In “Crimson Tide” kommt bei “For those in peril on the sea” der Chor noch einmal richtig zur Geltung, der sich ansonsten nahtlos als weiteres Instrument in den Gesamt-Score einfügt. Das Ende des Abends bildet schließlich Hans Zimmers wohl bekannteste Arbeit. Dass “Fluch der Karibik” nur fünf Minuten des Programms füllt, überrascht ein wenig. Immerhin darf Mateusz Szemraj an der Solo-Gitarre hier noch einmal sein ganzes Können unter Beweis stellen.
Alles in allem bietet das “Konzert der Filmmusik” einen Abend der für Film-Fans und Musik-Freunde gleichermaßen erfüllend ist: Großartige Musik dargeboten von einem wirklich bemerkenswerten Orchester, das die Emotionen der Musik auf das Publikum überschwappen lässt. Eine Neuauflage, diesmal mit dem Fokus auf John Williams Schaffen ist bereits für 2016 geplant.
Text: Julia Weber
Das klingt sehr gut, ich bin gespannt, denn in zwei Wochen gehe ich auch hin.:)