Emotional – Ballettabend “Mozart à Deux/Don Juan” in der Oper Leipzig

Das Ballett Leipzig setzt seine Zusammenarbeit mit internationalen Choreographen fort. Thierry Malandains neoklassizistische Choreographien zur Musik von Mozart und Gluck erzählen von der Liebe in allen ihren Facetten.

Don Juan_Leipziger Ballett_7.4.17©Ida Zenna (9)

Foto: Ida Zenna

“Die Kompliziertheit der Liebe” war es, die Thierry Malandain in seinen Pas de Deux zu Mozarts Klavierkonzerten festhalten wollte (Klavier: Alden Gatt). “Mozart à Deux” war ursprünglich Teil einer anderen Arbeit, “Bal Solitude”, das bereits 1997 entstand. Malandain verarbeitete hier nach seiner Trennung choreographisch eine schwierige Lebensphase. Ursprünglich gab es in der Aneinanderreihung von dargestellten Liebesbeziehungen zwischen Mann und Frau kein harmonisches Miteinander. Der Fokus lag eben auf der Problematik, auf der – nicht selten schmerzhaften – Dynamik, die die Zweisamkeit mit sich bringt. Extra für die Leipziger Aufführung hat Malandain dem Ballett jedoch eine weitere Szene hinzugefügt, in der es tatsächlich liebevoll und harmonisch zugeht: Ein versöhnlicher Konterpunkt.

Die Emotionalität des Stücks überträgt sich nur teilweise auf den Zuschauer. Manche der dargestellten Konflikte sind offensichtlich, andere jedoch lassen sich nur schwer erfassen. Die einzelnen Pas de Deux verschwimmen auch dadurch miteinander, dass die Paare alle die gleichen Kostüme tragen und dadurch nicht als individuelle Figuren wahrgenommen werden sondern als austauschbare schablonenhafte Schatten (Kostüm und Bühnenbild: Jorge Gallardo). Tänzerisch umgesetzt wird die Choreographie auf durchweg gleichbleibendem hohem Niveau. Um jedoch wirklich mitzufiebern, zu leiden und sich eventuell selbst in einem der Paare wiederzufinden, sich mit einer Figur zu identifizieren, sind die Charaktere zu schemenhaft gezeichnet.

Im zweiten Teil des Abends widmet sich Malandain einer weiteren Seite der Liebe. Das Ballett um den Frauenhelden und Narzissten Don Juan war 1761 das erste pantomimische Ballett der Welt. Die Musik von Christoph Willibald Gluck bietet damals wie heute die Grundlage für das Stück. Malandains Choreographie geht jedoch weg von der reinen tänzerisch-mimischen Darstellung des Geschehens auf eine Meta-Ebene, in der die psychologischen Aspekte der Figur Don Juans stärker betont werden als die eigentliche Handlung. Zentraler Dreh- und Angelpunkt ist in Malandains Fassung die Zahl drei. Drei Don Juans (Robert Bruist, Enea Bakiu, Oliver Preiß) zeigen die unterschiedlichen Ebenen von dessen Handeln. Dreieckige Tischelemente mit spiegelnder Oberfläche sind Requisite und Bühnenbild. Don Juan wird dargestellt als eine Figur zwischen den drei Grund-Kräften: Liebe, Leben und Tod.

Elvira, anfangs noch von den anderen Eroberungen des Lebemannes durch ihr gelbes Kleid visuell zu unterscheiden, wird nach der Hochzeit nur eine weitere der “Elviren”, eine weitere Eroberung die ebenso wie alle anderen vor ihr fallen gelassen wird. Wer die Geschichte von Don Juan nicht kennt, wird ihr in dieser Inszenierung nur schwer folgen können. Wer sie kennt, dem werden sicherlich Don Juans Pas de Deux mit dem Tod (Yan Leiva) und dem Kommandeur (Piran Scott) in Erinnerung bleiben. Durch das minimalistische Bühnenbild wirken jedoch besonders die Szenen mit den vielen Elviren als starke Bilder. Sei es die getanzte Fuge oder die Schlussszene in der die Eroberungen in langen roten Roben auftreten, “Don Juan” ist ein visuell spannendes Erlebnis.

Text: Julia Weber

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