Schön – „Lucio Silla“ in der Komischen Oper

Im Rahmen des “Mozart-Mai” wird an der Komische Oper mit “Lucio Silla” eine der frühesten Opern Mozarts konzertant aufgeführt. Aufgepeppt durch die Kommentare und Szenenbeschreibungen von Mechthild Großmann erwartet den Zuschauern ein Abend voller Energie und Witz.

“Lucio Silla” entstand auf einer Konzertreise des sechzehnjährigen Mozart in Mailand. Auch wenn das Werk zu seiner Entstehungszeit Begeisterungsstürme hervorrief, ist es heute eines der unbekanntesten Werke Mozarts. An der Musik, so viel sei gesagt, liegt es nicht. Schon in der Ouverture ist die Handschrift des Komponisten unverkennbar. Die für Mozart so typischen wilden auf- und absteigenden Tonleitern, die sich durch die unterschiedlichen Instrumente ziehen und die treibenden Akkorde aus den Blähsern sind so typisch Mozart, wie man es sich nur wünschen kann.

In der konzertanten Aufführung in der Komischen Oper kann man in diesen virtuosen Passagen ganz entspannt das Orchester beobachten und wird Zeuge dessen, was sich sonst nur im Orchestergraben abspielt. Alleine schon Dirigentin Kristiina Poska bei der Arbeit zuzusehen ist eine Freude. Mit absoluter Körperspannung und breitem Lächeln dominiert sie die Bühne und verströmt eine Energie, die unwillkürlich ins Publikum überschwappt.

Was die Dramaturgie anbelangt, ist “Silla” tatsächlich noch ein Frühwerk. Die Geschichte um den Diktator Silla (basierend auf dem historischen Sulla), der durch seinen Widersacher Cecilio und dessen Geliebte Giunia lernt, Milde walten zu lassen, ist weder politisch korrekt noch besonders originell. Zu allem Überfluss benannte Mozart seine Hauptfiguren auch noch alle ähnlich. Der Feind Sillas, der ein Attentat auf den Imperator plant, nennt sich Cinna. Sillas Schwester, die in Cinna verliebt ist wiederum, heißt Celia. Dass das Ganze trotzdem funktioniert liegt in Erster Linie daran, dass Mozart kompositorisch fast alles richtig gemacht hat.

Cecilio ist ebenso wie Cinna als Hosenrolle angelegt. In der aktuellen Produktion wird die Rolle von Karolina Gumos gesungen. Die Stimmen von ihr und Giunia-Darstellerin Olga Pudova sind sich im Timbre so ähnlich, dass sie im Duett der beiden Charaktere zu einer einzigen Stimme zu verschmelzen scheinen.

Stimmlich vielversprechend ist auch Mirka Wagner als Cinna, auch wenn in der Premiere einige ihrer Parts der Gesundheit zum Opfer fielen.

Der einzige Mann auf der Bühne und Hahn im Korb ist Silla alias Lothar Odinius, der seine Sache hervorragend macht und durch starke Bühnenpräsenz und großes Stimmvolumen glänzt.

Ein absolutes Highlight des Abends ist sicherlich das Terzett von Cecilio, Silla und Giunia,. Erneut wirkt es als singe eine einzige Frauenstimme zwei Töne zugleich, während Odinius Tenor sich wie ein bunter Faden in diese Akkorde hineinwebt.

Mechthild Großmann beschreibt die Handlung der Oper und kommentiert charmant und mit viel Witz das Geschehen. Am Ende des gelungenen Abends kann man ihr nur zustimmen, wenn sie mit einem Augenzwinkern sagt: „Wie schön sind Italienische Opern“.

Text: Julia Weber

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Eine Antwort zu Schön – „Lucio Silla“ in der Komischen Oper

  1. irgendwoanderspree schreibt:

    in der komischen oper sind eigentlich fast alle stücke richtig gut!

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